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Chaos, Gefühlsausbrüche, Vergesslichkeit, Beziehungs- und Arbeitsstörungen

von Dr. Astrid Neuy-Bartmann

... können Symptome einer ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitätsstörung) sein. Es ist im Allgemeinen wenig bekannt, dass ADHS – früher Hyperaktivität genannt - die häufigste Erkrankung des Kindes- und Jugendalters ist.

Bei über der Hälfte der betroffenen Erwachsenen zeigen sich auch später noch deutliche Symptome und Auswirkungen. Die Betroffenen leiden weiterhin unter der Schwierigkeit sich zu konzentrieren und zu organisieren. Schnell und ungewollt schaffen sie in ihrer Umgebung Chaos und verlieren den Überblick. Sie reagieren meist heftig und ungestüm und handeln nicht selten aus dem Moment heraus, ohne die Konsequenzen ihres Handelns zu bedenken. Stimmungsmäßig fahren sie häufig Achterbahn – »himmelhoch jauchzend - zu Tode betrübt«.

So können sie sich übermäßig freuen, aber auch schon bei geringen Kränkungen in seelische Tiefen stürzen. Schon kleinste Ärgernisse können bei ihnen zu heftigen Wutanfällen oder Gereiztheit führen und so sind sie nicht selten Menschen mit zwei Gesichtern: man kann auf der einen Seite von ihnen alles haben, wenn sie gut gelaunt sind. Wenn sie andererseits unter Stress oder Anspannung stehen, können sie aufbrausend, jähzornig und verletzend werden.

Die ständigen Stimmungsschwankungen, die mangelnde Organisationsfähigkeit (Chaosprinzessinnen), die Impulsivität (HB-Männchen, Hitzeblitze) führen zu erheblichen Problemen in Beziehungen und am Arbeitsplatz. Nicht selten entwickelt sich daraus eine Chronologie des Scheiterns, und es treten in dieser Gruppe gegenüber der Normalbevölkerung vermehrt Suchterkrankungen, Ängste und Depressionen auf.

Unerkannt gleicht die ADHS einem Phantom, das sich durch das gesamte Leben zieht und das sehr zerstörerisch sein kann. Wenn dieses Phantom als ADHS erkannt wird, können Betroffene wirkungsvolle Hilfe in Anspruch nehmen und lernen mit diesen Schwierigkeiten umzugehen.