Direkt zum Inhalt

Mein großer Bruder Matti

Kindern ADHS erklären

Image
Mein großer Bruder Matti
Anja Freudiger
Verlag
Balance Buch, 2. Auflage 2012
ISBN-Nummer
978-3-867-39072-9
Preis
17,00 €
Kaufen bei Diana Künne, Pädagogischer Verlag und Buchhandlung

Rezension der 1. Auflage

Anja Freudigers Buch hat mich gefreut. „Mein großer Bruder Matti“ ist ein gelungenes Bilderbuch über ADHS. Erzählt wird die Geschichte von Matti, dem großen Bruder von Julius. Julius liebt seinen Bruder und ist beeindruckt von seinem Mut und seinem Erfindungsreichtum.

Matti ist in der Lage, einen wunderschönen Springbrunnen zu bauen, indem er mit Hammer und Nägel Löcher in den Gartenschlauch fabriziert. Traurig nur, dass die Erwachsenen Kummer damit haben. Kummer hat auch Matti, denn er kann so sehr aus der Haut fahren, dass es ihm hinterher sehr leid tut. Julius erzählt, dass seine Mutter mit Matti deswegen zu einem Therapeuten geht (der Therapeut mit seiner Zauselfrisur und zeitlosen Norwegerpulli ist schon ein echter Hingucker für sich). Das ist beunruhigend, aber es hilft. Denn der Therapeut erklärt ihnen in einem gut verstehbaren, einleuchtenden Bild, warum Matti Schwierigkeiten hat. Und er gibt einige Hinweise, wie man mit ADHS umgehen kann. „Einige Probleme kann man mit viel Übung in den Griff bekommen“, erzählt mein Bruder begeistert. Das Buch zeigt, dass ADHS eine bereichernde Herausforderung sein kann. Es erhebt niemals den mahnenden Finger, sondern bleibt ganz auf der Ebene, wie Matti, seine Mutter und Julius Mattis ADHS erleben; ihre Zuneigung, aber auch ihre Hilflosigkeit. Sinnvoll finde ich, dass Freudiger das Thema Medikation nicht erwähnt. Natürlich ist die Medikation zentral bei der Behandlung des ADHS, aber für das Buch wäre es ein Zuviel gewesen. Es hätte seinen Rahmen gesprengt, da die medikamentöse Therapie derzeit zu umstritten und von zu vielen Vorurteilen belastet ist.

„Mein großer Bruder Matti“ gehört in die Hände von Eltern mit betroffenen Kindern. Es gehört ins Regal jeder Lehrerfachbibliothek (bzw. jeder pädagogischen Ausbildungsstätte) und würde sich auch im Wartezimmer jedes Kinderarztes gut machen.

Uwe Metz

neue AKZENTE Nr. 94/2013