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Therapien

Ein multimodaler Therapieansatz ist nach derzeitigem Wissensstand am meisten Erfolg versprechend. In der Regel finden die Behandlungen ambulant statt.

Dazu können u. a. gehören

  • eine Situationsanalyse,
  • die Elternberatung und -training,
  • bei neurologischem Befund eine gezielte Physiotherapie,
  • verhaltenstherapeutische Interventionen,
  • der Einsatz von Medikamenten.
  • Coaching, sozialtherapeutische Unterstützung

Es kommt auch vor, dass die ADHS von einer oder mehreren ähnlichen Störungen begleitet wird. Dann muss die Therapie auch auf diese Störungen erweitert werden. Beispielsweise wird man bei Verdacht auf erhebliche innerfamiliäre Probleme eine Elternberatungsstelle empfehlen, bei massiven Ängsten einen Jugend-Psychiater oder –psychotherapeuten hinzuziehen oder bei einer nahrungsmittelinduzierte Symptomatik herauszufinden versuchen, welche Unverträglichkeiten im Einzelnen vorliegen. (Rest weglassen: Dies kann im Rahmen einer oligoantigenen Diät mit nachfolgend reintroduktiver Phase erfolgen. Hier besteht noch Bedarf an guten doppelblinden und placebokontrollierten Studien.)

Die ADHS lässt sich mittlerweile relativ gut behandeln, heilen kann man sie aber nicht!

Anlaufstellen 

Bereits ab dem Säuglingsalter kann man sich bei bestehenden Schwierigkeiten an Kinderärzte, Frühförderstellen, Sozialpädiatrische Zentren, Spezialambulanzen, Erziehungs- und Familienberatungsstellen und Elterngruppen wenden. Bei erheblichen psychiatrischen Begleiterkrankungen sollte der erfahrene Kinder- und Jugendpsychiater hinzugezogen werden. Auch die Jugendämter haben Fördermaßnahmen für Kinder, die von seelischer Behinderung bedroht sind. Im Schulalter kann auch der schulpsychologische Dienst weiterhelfen. Therapeuten, Eltern, Erzieher und Lehrer sollten im Interesse des Kindes unbedingt zusammenarbeiten!

Erwachsene

Ob eine Therapie bei ADHS im Erwachsenenalter notwendig ist, hängt vom Leidensdruck ab. Häufig bringt schon die Diagnosestellung eine spürbare Erleichterung, da die bestehenden Schwierigkeiten nun endlich zu erklären sind. Frau Dr. J. Krause stuft z. B. folgende Situationen als behandlungsbedürftig ein:

  • drohender Verlust des Arbeitsplatzes,
  • Angst, wegen innerer Unruhe verrückt zu werden,
  • tiefe Depression, extreme Antriebslosigkeit,
  • ständig gespannte Ärgerlichkeit, die zu gesellschaftlicher Isolation führt,
  • dauerhafte motorische Unruhe,
  • übermäßiger Alkohol-, Nikotin- und/oder Cannabiskonsum,
  • Verlust der Fähigkeit, das Alltagsleben zu organisieren,
  • das Gefühl, allen Geräuschen ausgeliefert zu sein
  • extreme Sensationslust, die zur Selbstgefährdung führt
  • permanente Angst, keinen Durchblick mehr zu haben oder unter abruptem Abbruch der Konzentration zu leiden.

Medikamente

Bei der Behandlung von Menschen mit ADHS sind Medikamente, vor allem Methylphenidat Mittel der ersten Wahl. Methylphenidat gehört zur Gruppe der Stimulanzien und ist kein Beruhigungsmittel. Mittel zweiter Wahl ist Atomoxetin. Andere Medikamente werden nur in Ausnahmefällen eingesetzt. Der Schweregrad der ADHS bestimmt, ob die Verordnung eines Medikamentes angebracht ist, die Symptomatik entscheidet, welches Medikament am sinnvollsten ist. Die Behandlung ist symptomorientiert und jeder Patient braucht seine individuelle Dosierung. Medikamente stellen oft einen Basisbaustein dar, ohne den weiterführende Therapien kaum erfolgreich sind, und sind deshalb in solchen Fällen unverzichtbar.

Öffentlich oft kontrovers diskutiert wird die Frage nach einem Suchtrisiko bei Einnahme von Stimulanzien. Grundsätzlich sind Menschen mit ADHS anfälliger für Suchtverhalten als gesunde Menschen. Dieses Risiko wird aber durch die Störung selbst verursacht und nicht durch die Therapie. Wissenschaftliche Studien haben sogar gezeigt, dass das Suchtrisiko bei medikamentös behandelten ADHS-Patienten geringer ist, als bei Nichtbehandelten.