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Hypoglykämien, Umweltgifte und Mikronährstoffdefizite

von Renate Meyer, aktualisiert Februar 2023

Hypoglykämien

Es gibt nur wenige psychiatrische Symptomenbilder, bei denen hypoglykämische Anfälle nicht bereits differential-diagnostisch in Erwägung gezogen wurden. Deshalb sollte bei der Diagnose des ADHS auch an die Hypoglykämie gedacht werden.
Flache Glucosetoleranzkurven werden im Zusammenhang mit ADHS schon seit langem beobachtet und teilweise wird über eine regelrechte Sucht auf Süßes berichtet. Insbesondere dann, wenn im Zusammenhang mit diesen Heißhungerattacken eine Zunahme der ADHS-Symptomatik zu beobachten ist, sollte eine Störung der hormonellen Regelmechanismen der Blutzuckerhomöostase ausgeschlossen werden.
Für den Nachweis der Hypoglykämie stehen verschiedene Tests zur Verfügung, die sich in erster Linie nach der Art der vermuteten Hypoglykämieform richten.

Selbsthilfegruppen mit Informationen über Hypoglykämien bei Nicht-Diabetikern:

www.migraeneinformation.de/molmain/main.php?docid=353

www.migraeneinformation.de/molmain/main.php?docid=67


Literatur/Dokumentationen:

Eine Meta-Analyse der Auswirkungen von Kohlenhydraten auf die Stimmung:
Sugar rush or sugar crash? A meta-analysis of carbohydrate effects on mood
Konstantinos Mantantzis, Friedericke Schlaghecken, Sandra I. Sünram-Lea, Elizabeth A. Maylor: Neurosience ] Biobehavoiral Reviews, Volume 101, June 2019, Pages 45-67
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0149763418309175?via%3Dihub

Dr. Robert H. Lustig (Neuroendokrinologe), Die bittere Wahrheit über Zucker, riva 8.16, ISBN-13: 978-3868838633

Dr. Robert H. Lustig, Brainwashed, riva 7/18, ISBN-13: 978-37423053

Prof. Dr. M. Hamm, Dr. M. Berger: ADHS bei Erwachsenen – Die Nährstofftherapie, Schlütersche, Hannover 2010, ISBN-13: 978-3899935776,
(das Buch beinhaltet u.a. Hinweise zum Verzehr von Nahrungsmitteln mit niedrigem glykämischen Index bei ADHS)

Zucker, die bittere Wahrheit, ZDFzoom-Doku: https://www.youtube.com/watch?v=VVd_DC-i0TA

Dr. Lustig und die bittere Wahrheit über Zucker, Workshop Ernährung: https://www.youtube.com/watch?v=TZrh5G2E-fc

Die große Zuckerlüge, Arte-Doku: https://www.youtube.com/watch?v=dlLVKct6SkA

Umweltgifte

Viele chemische Stoffgruppen wie Metalle, Lösemittel, Pestizide und andere organische Substanzen incl. Alkohol haben neurotoxische Eigenschaften, wobei Kinder auf diese sehr viel empfindlicher reagieren als Erwachsene. Einige Neurotoxine haben eine eindeutige Wirkung auf die Intelligenz, die sprachliche Fähigkeit und die Aufmerksamkeit, andere machen sich im emotionalen oder sozialen Verhalten bemerkbar. So können Neurotoxine in den Aufbau von Neurotransmittern oder ihren Rezeptoren eingreifen oder sie hemmen den Abbau und die Weiterverarbeitung der Neurotransmitter, nachdem diese ihre Aufgabe erfüllt haben.

Literatur:

Broschüre des Bundesumweltamtes „Umwelt und Kindergesundheit“: http://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/377/publikationen/umwelt_und_kindergesundheit.pdf

Ökotest Ratgeber: Umweltgifte und Schadstoffe (Kinder und Babys): https://www.oekotest.de/kinder-familie/Ratgeber-Umweltgifte-und-Schadstoffe_107668_1.html

U. Sauerbrey, ADHS durch Umweltgifte?, IHS Garamond 2010, ISBN-13: 978-3941854147

https://www.netzwerk-frauengesundheit.com/schadstoffe-im-kinderalltag-forschungsstand-schwerpunkt-adhs/

 

Mikronährstoffdefizite

Vitamin-, Mineralstoff- und Spurenelementmangel sowie Mangel an essentiellen Fettsäuren

Vitamin-, Mineralstoff- und Spurenelementmangel sowie der Mangel an essentiellen Fettsäuren führt neben physischen Störungen auch zu psychischen Störungen oder verstärkt sie. So wird z.B. der Gehirnstoffwechsel nachhaltig durch Zink beeinflusst, da zahlreiche neurochemische Stoffwechselprozesse zinkabhängig verlaufen. Eisen übt als Enzymbestandteil wichtige Funktionen bei der Neurotransmission aus. Magnesium fungiert als Cofaktor vieler Enzymsysteme, außerdem besitzt es einen membranstabilisierenden Effekt gegenüber einer überschießenden Sekretion von Stresshormonen. Weiterhin wird die Bindung von Neurotransmittern an die postsynaptische Membran durch Vitamin-B6 beeinflusst. Die vorstehende Aufzählung beinhaltet jedoch nur einen kleinen Überblick aus der Vielzahl der beschriebenen Funktionen der genannten Elemente. Aber auch andere Nährstoffe sind notwendig für die reibungslose Funktion des Nervensystems.

Daher sollten im Rahmen der Diagnostik von ADHS eventuelle Mangelzustände, deren Ursache in einseitiger Ernährungsweise, mangelnder Aufnahmefähigkeit durch Affektionen des Darmes, einer Störung bei der Verarbeitung der Substanzen durch den Stoffwechsel oder durch einen gesteigerten Bedarf in Zeiten größerer Belastung begründet sein können, durch gezielte Untersuchungen erfasst und entsprechend behandelt werden.

Diverse wissenschaftliche Untersuchungen, bei denen durch Laboranalysen Mängel an bestimmten Nährstoffen festgestellt wurden und Untersuchungen, bei denen man eine Nährstofftherapie mit bestimmten Nährstoffen getestet hat, belegen die Möglichkeit, Nährstoffe bei der Behandlung von ADHS einzusetzen.

Bei der Bestimmung von Mineralstoffen und Spurenelementen im Blutserum ist zu berücksichtigen, dass hiermit nicht zwangsläufig auch Rückschlüsse auf die zelluläre Versorgung gezogen werden können. Da aber z.B. 99% des Eisens, 90% des Kaliums, 90% des Zinks, 70% des Magnesiums und 70% des Selens ausschließlich in den zellulären Blutbestandteilen enthalten sind, stellt die Vollblutanalyse einen wesentlich aussagekräftigeren Untersuchungsparameter gegenüber der meist angewandten Serumanalyse dar.

Broschüren der Gesellschaft für Biofaktoren e.V.:

  • Nervennahrung; Welche Rolle spielt die Vitaminversorgung bei neurologisch-psychiatrischen Erkrankungen?
  • Nervennahrumng II; Welche Rolle spielen Mineralstoffe und Spurenelemente bei neurologisch-psychiatrischen Erkrankungen

https://www.gf-biofaktoren.de/tipps-tests/broschueren/

 

Dr. Michael H. Bloch, Ms. Jilian Mulqueen: Nutritional Supplements for the Treatment of Attention-Deficit Hyperactivity Disorder; Child Adolesc Psychiatr Clin N Am. Author manuscript; available in PMC 2015 Oct
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4170184/  

 

Magnesium:

Magnesiummangel ist nicht immer ein Ernährungsproblem, sondern kann auch genetisch bedingt sein:
https://www.charite.de/service/pressemitteilung/artikel/detail/magnesiummangel_nicht_immer_ein_ernaehrungsproblem/

Die Gesellschaft für Magnesiumforschung e.V. hat mit ihrer Empfehlung „Magnesiummangel und -therapie bei ADHS“ darauf hingewiesen, dass sich die ADHS-Leitsymptome wie Aufmerksamkeitsdefizit, Hyperaktivität und Impulsivität mit der Magnesiummangel-Symptomatik überlappen. Sie empfiehlt daher die Plasma bzw. Serumkonzentration in der Routinediagnostik und Überwachung aller Patienten mit ADHS-Symtomatik bzw. -Diagnose zu messen, wobei Konzentrationen im Referenzbereich der Plasma/Serum-Magnesiumkonzentration von 0,76-1,1mmol/l einen Magnesiummangel nicht ausschließen. Die Diagnostik des Magnesiummangels basiert daher auf den drei Säulen Klinik, Anamnese und Labor, wobei sich die Indikation für eine Magnesiumtherapie in erster Linie aus der Klinik und Anamnese ergibt. Meist ist eine Dauertherapie erforderlich:

Magnesiummangel und -therapie bei ADHS, Empfehlung der Gesellschaft für Magnesiumforschung e.V.; D.-H.Liebscher, K.Baerlocher; H.G.Classen, U.C.Liebscher, G.-W.Ratzmann, W.Vierling, A.Weigert, K.Kisters: Nieren-und Hochdruckkrankheiten, Jahrgang 40, Nr 3/2011, S. 123-128

https://www.magnesium-ges.de/pdfs/Empfehlungen_Mg-ADHS.pdf

Magnesiummangeltetanie – eine angeborene Magnesiumverlusterkrankung; D.-H.Liebscher und U.C.Liebscher: Nieren- und Hochdruckkrankheiten, Jahrgang 39, Nr. 5/2010, S. 209-219
 

Allgemeine Informationen über Magnesium:
https://www.magnesium-mangel.info
https://www.magnesium-ges.de/index.php/de/


Zink-Studien:

Viktorinova A et al., Changed Plasma Levels of Zinc and Copper to Zinc Ratio and Their Possible Associations with Parent- and Teacher-Rated Symptoms in Children with Attention-Deficit Hyperactivity Disorder. Biol Trace Elem Res. 2015 Jun 12
https://www.zink-portal.de/studien/

Yang R et al.; Blood Levels of Trace Elements in Children with Attention-Deficit Hyperactivity Disorder: Results from a Case-Control Study
Biol Trace Elem Res. 2018 Jun 16. doi: 10.1007/s12011-018-1408-9. [Epub ahead of print]
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29909491  

Ein Zinkmangel-Risiko-Test (mit Risikofaktoren für einen Zinkmangel und möglichen Zinkmangel-Folgebeschwerden) ist über das Internet abrufbar unter: https://www.zinktest.de/test/ 

 

Fettsäurestudien-Metaanalyse

Chang et al.; Omega-3 Polyunsaturated Fatty Acids in Youths with Attention Deficit Hyperactivity Disorder: a Systematic Review and Meta-Analysis of Clinical Trials and Biological Studies; Neuropsychopharmacology. 2018 Feb; 43(3): 534-545

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28741625   

 

Eisenstudien-Metaanalysen:

Ping –Tao Tseng et al.; Peripheral iron levels in children with attention-deficit hyperactivity disorder: a systematic review an meta-analysis; Scientific Reports 8, Articel number: 788 (2018)
https://www.nature.com/articles/s41598-017-19096-x  

Wang Y, Huang L et al.: Iron Status in Attention-Deficit/Hyperactivity Disorder: A Systematic Review and Meta-Analysis; PLoS One 2017 Published: January 3, 2017,
https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0169145

 

Literaturempfehlung:

Burgersteins Handbuch Nährstoffe, Karl F. Haug Verlag 2/2018, ISBN-13: 978-3432106571

P. Holford, D. Colson, Optimale Gehirnernährung für Kinder, Vak-Verlag 2015, ISBN-13: 978-3867310208

 

Direkter Link zu:

Nahrungsmittelinduzierte ADHS-Symptomatik (1)

Nahrungsmittelinduzierte ADHS-Symptomatik (2)

Nahrungsmittelinduzierte ADHS-Symptomatik (3)